Viele deiner Klient*innen sind einsam. Manche spüren die Einsamkeit und können sie benennen. Andere sind völlig unverbunden und sich selbst fern. Sie können vielleicht nur sagen, dass sie sich nirgendwo zu Hause fühlen und das Gefühl haben, dem Leben von außen zuzuschauen.
Grundsätzlich fühlen sich immer mehr Menschen in unserer Gesellschaft einsam. In England gibt es inzwischen sogar ein Ministerium für Einsamkeit. Und es sind längst nicht mehr nur sehr alte Menschen, denen das soziale Umfeld weggestorben ist, sondern immer mehr junge Menschen, die sagen, dass sie einsam sind.
Einsamkeit ist nicht nur subjektiv ein schlimmes Gefühl, sondern macht auch objektiv krank. Durch Einsamkeit erhöht sich der Stresslevel im Körper. Und dadurch erhöht sich mit der Zeit das Risiko anderer Erkrankungen.
Warum sind gerade Menschen, die von Trauma betroffen sind, besonders oft einsam?
Traumata machen auf verschiedenen Ebenen einsam.
- Menschen, die ein Schocktrauma erlitten haben, fühlen sich oft von ihrer Umwelt unverstanden. Niemand möchte das Grauen hören, das sie in sich tragen. Andere Menschen ziehen sich von ihnen zurück. Oder aber die Betroffenen ziehen sich selbst zurück, weil sie der Welt nicht mehr trauen und sich alles für sie verändert hat.
- Menschen mit Entwicklungstrauma haben zwar oft durchaus Kontakte, fühlen sich aber nicht verbunden. Eine Ursache ist ein Mangel an Objektkonstanz. Warum so viele Betroffene sich einsam fühlen, erläutere ich noch tiefer im folgenden Video.
- Da viele Betroffene sich ständig unsicher fühlen und wenig Vertrauen in andere Menschen haben, verstärkt dies ihr inneres Gefühl von Einsamkeit.
Bei unserer Arbeit als Therapeut*innen müssen wir aufpassen, dass wir nicht ebenfalls vereinsamen. Einfach dadurch, dass wir viel geben und dass wir ständig mit Menschen zusammen sind. Dies führt oft dazu, dass wir abends oder am Wochenende keine Lust mehr haben unsere Freund*innen und Bekannten zu sehen.
Die therapeutische Arbeit kann sehr schön sein, ist aber auch anstrengend. Und was sie nicht ist: Sie nährt uns nicht. Wir befinden uns immer in asymmetrischen Kontakten, in denen wir mehr geben als wir bekommen. So sind wir dann oft „übermenschelt“, aber unterernährt und rutschen in eine selbstgewählte Einsamkeit, die uns oft kurzfristig entspannt, aber langfristig nicht gut tut.

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