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Einsamkeit ist ein Trauma-Symptom

von | 28.04.2022 | 2 Kommentare

Viele deiner Klient*innen sind einsam. Manche spüren die Einsamkeit und können sie benennen. Andere sind völlig unverbunden und sich selbst fern. Sie können vielleicht nur sagen, dass sie sich nirgendwo zu Hause fühlen und das Gefühl haben, dem Leben von außen zuzuschauen.
Grundsätzlich fühlen sich immer mehr Menschen in unserer Gesellschaft einsam. In England gibt es inzwischen sogar ein Ministerium für Einsamkeit. Und es sind längst nicht mehr nur sehr alte Menschen, denen das soziale Umfeld weggestorben ist, sondern immer mehr junge Menschen, die sagen, dass sie einsam sind.

Einsamkeit ist nicht nur subjektiv ein schlimmes Gefühl, sondern macht auch objektiv krank. Durch Einsamkeit erhöht sich der Stresslevel im Körper. Und dadurch erhöht sich mit der Zeit das Risiko anderer Erkrankungen.

Warum sind gerade Menschen, die von Trauma betroffen sind, besonders oft einsam?

Traumata machen auf verschiedenen Ebenen einsam.

  • Menschen, die ein Schocktrauma erlitten haben, fühlen sich oft von ihrer Umwelt unverstanden. Niemand möchte das Grauen hören, das sie in sich tragen. Andere Menschen ziehen sich von ihnen zurück. Oder aber die Betroffenen ziehen sich selbst zurück, weil sie der Welt nicht mehr trauen und sich alles für sie verändert hat.
  • Menschen mit Entwicklungstrauma haben zwar oft durchaus Kontakte, fühlen sich aber nicht verbunden. Eine Ursache ist ein Mangel an Objektkonstanz. Warum so viele Betroffene sich einsam fühlen, erläutere ich noch tiefer im folgenden Video.
  • Da viele Betroffene sich ständig unsicher fühlen und wenig Vertrauen in andere Menschen haben, verstärkt dies ihr inneres Gefühl von Einsamkeit.

Bei unserer Arbeit als Therapeut*innen müssen wir aufpassen, dass wir nicht ebenfalls vereinsamen. Einfach dadurch, dass wir viel geben und dass wir ständig mit Menschen zusammen sind. Dies führt oft dazu, dass wir abends oder am Wochenende keine Lust mehr haben unsere Freund*innen und Bekannten zu sehen.
Die therapeutische Arbeit kann sehr schön sein, ist aber auch anstrengend. Und was sie nicht ist: Sie nährt uns nicht. Wir befinden uns immer in asymmetrischen Kontakten, in denen wir mehr geben als wir bekommen. So sind wir dann oft „übermenschelt“, aber unterernährt und rutschen in eine selbstgewählte Einsamkeit, die uns oft kurzfristig entspannt, aber langfristig nicht gut tut.

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2 Kommentare

  1. Danke Dami, ich mag Dich unheimlich gern und würde sehr gerne mit Dir arbeiten, ich habe mein Leben lang massiv unter all diesen Symptomen gelitten, die Du beschreibst und sie bis heute nicht wirklich überwinden können, allen voran diese schreckliche Einsamkeit. Sie war schon vor und meiner Geburt da, übertragen durch meine Mutter und ihre Traumata. Ich denke, dass meine Mutter nicht bei ihrer echten Familie aufgewachsen ist, sondern bei Eltern, die sie im Krieg mitgenommen haben, weil ihre leiblichen Eltern ermordet wurden, es muss ihr Schreckliches schon als Baby wiederfahren sein, was sie bewusst nicht einmal weiss. Aber all das und noch viel mehr sind Tabus in ihrem Leben und sie negiert all meine Fragen und Intuitionen diesbezüglich. Sie hat mein Leben schwerst belastet- bis heute. Von ihr ist nichts zu erwarten. Sie hat mich auch nie vor Missbrauch und Gewalt meines Vaters geschützt oder mir beigestanden. Das ist bis heute sehr bitter für mich . Meine Eltern haben mich komplett von meiner ganzen Familie und Verwandtschaft getrennt und isoliert, sogar von meiner eigenen Tochter und ich habe bis jetzt keine Chance auf Verbindung und Verbundenheit und kann diesen Schmerz nicht auflösen. Maria Iglesias flyingtoearth2019@gmail.com

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    • Liebe Maria, leider biete ich gerade keine Einzeltherapie an. Deine Geschichte hört sich schlimm an und da sind bestimmt viele Wunden. Sicher wäre eine gute traumatherapeutische Therapie mit einer/m erfahrenen TherqpeutIn sehr sinnvoll, damit du mehr landen kannst und diese Verletzungen etwas heilen. Ich wünsche dir alles Gute! Herzliche Grüße, Dami

      Antworten

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