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Woran du die Integration von Trauma feststellst

von | 26.02.2019 | 3 Kommentare

Wie Traumaintegration gelingen kann

Ein traumatisches Ereignis wird meist begleitet durch ein immenses Gefühl von Verlust. Dieser Verlust kann unterschiedliche Formen haben, oft werden einfach die verlorene Zeit und die nicht genutzten Möglichkeiten, die das Leben hätte bieten können betrauert. Sehr häufig findet sich ein Verlust von Sinn und dem Gefühl zu einer Gemeinschaft zu gehören. Gerade bei frühen Traumatisierungen gibt es viele Menschen, die mit einem „Alien“ Gefühl aufwachsen und sich immer als getrennt von anderen wahrnehmen.

Eines der größten Verluste ist der Verlust von Sicherheit und das Herausfallen aus den Selbstverständlichkeiten des Lebens. Man hat erfahren, dass das Leben sich plötzlich verändern kann und dies kann mit einem anhaltenden Gefühl von Kontrollverlust und Hilflosigkeit verbunden sein. Dazu kommt, dass durch Entwicklungstrauma oftmals die Fähigkeit Hilfe zu suchen und anzunehmen nicht vorhanden ist. Dadurch wird das Gefühl von „außen vor sein“ noch verstärkt.

Gleichzeitig ist aufkommende Trauer oft auch ein Begleitzustand von therapeutischen Erfolgen. Onno van der Hart drückt dies wie folgt aus:

„Klienten empfinden Trauer nach jedem therapeutischen Fortschritt. Trauer ist die Brücke zwischen der Vergangenheit, der Gegenwart und der Zukunft.“

Eine Traumatisierung ist allerdings nicht nur von Verlust begleitet, sondern auch von „Gewinn“. Diese bezeichnet man mit dem Namen „Traumatic Growth“(traumatisches Wachstum). Hierunter versteht man, dass traumatische Erfahrungen Menschen auch wachsen lassen, ihnen ein tieferes Verständnis für sich selbst und die Welt geben. Oftmals werden Menschen sensibler für sich und andere und offener für die verschiedenen Dimensionen des Seins.

Im besten Fall ist ein traumatisches Ereignis wie ein Tor, während unserer persönlichen Heldenreise. Ein Tor, das wir durchschreiten können, um zu mehr Integrität, Wissen und Weisheit zu gelangen. In allen schamanischen Traditionen wird Trauma als eine Möglichkeit der Initiation in eine andere Welt gesehen und gehört zum Lebenslauf aller Schamanen.

Eine geglückte Traumaintegration erkennt man daran, dass die Betroffenen:

  • mit angemessener Gefühlsbeteiligung über das Ereignis erzählen können
  • dabei nicht dissoziieren, d.h. mit sich verbunden bleiben und
  • nicht von Erinnerungen und Gefühlen überrollt werden, d.h. innerhalb des „Window of Tolerance“ (Toleranzfenster) bleiben
  • dem Geschehenen einen Platz in der Vergangenheit zuweisen können
  • dem Geschehenen einen Sinn geben können
  • nicht mehr von dem Geschehene kontrolliert zu werden, sondern wieder wählen zu können

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3 Kommentare

  1. Liebe Dami, ich habe nun die Online Fortbildung Frühe Verletzungen und Trauma heilen gemacht und gerade deinen Kurs: Mit Trauma leben. Weiterhin bin ich sehr begeistert von deinem Buch!! Ich warte darauf, wann wir uns dann persönlich in Fortbildung bei dir oder auch Präsenzgruppe kennenlernen und mit einander arbeiten dürfen! Viele Grüße Jeannette

    Antworten
  2. Dieses Gefühl von Trauer habe ich gerade sehr. Ich erlebe auch, das es wichtig und richtig ist, traurig zu sein. Auch wenn mir es schwer fällt das zuzugehen. Aber ich merke gleichzeitig das es mich in meine Kraft zurück kommen lässt.
    Liebe Grüße Stella

    Antworten
  3. Liebe Dami,

    dieser Beitrag war nochmal wichtig für mich, da eine Klientin von mir nun schon längere Zeit regelmäßig berichtet, dass sie zwischen den Sitzungen bitterlich weinen müsse. Sie berichtet allerdings, dass das ein warmes und eher lösendes lösendes Weinen/Schluchzen ist- aber trotzdem ist da eben immer wieder auch starke Traurigkeit. Wir arbeiten tatsächlich auch an Entwicklungstrauma und machen, denke ich wirklich sehr gute Fortschritte. Ich hatte mich aber gewundert, warum die Traurigkeit immer noch da ist. Verlust von vergangenen Möglichkeiten (vor allem in Liebesbeziehungen) und die Brücke zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft trifft es glaube ich sehr gut. Dann bin ich beruhigt, dass es eher ein Zeichen von Therapieerfolg ist. Zumal die schönen Zeiten/Gefühle bei der Klientin auch zunehmen. Allerdings ist sie von dem auf und ab der „neuen“ Gefühle manchmal etwas erschöpft. Zuvor war sie abgeschnitten von ihren Gefühlen und komplett im Kopf mit ganz viel Stress. Das alte im Kopf sein sowie das neue auf und ab der Gefühle wechselt sich jetzt noch ab. Ist sicher nicht ganz leicht für einen Menschen in die neue Gefühlsbalance zu kommen… aber da arbeiten wir gerade noch dran; Resonanzen und Projektionen im Kontakt mit der „Außenwelt“ erkennen/Emotionale Flashbacks -wie du es beschreibst, und die sind nach Trauma teilweise heftig- bzw. Trigger und automatische Reaktionsmuster erkennen und allmählich auflösen… ist wohl wie einen späten Gefühls-Führerschein machen…?! ;)) Erlebst Du das auch so in Deiner Arbeit?
    Der Artikel hat mich gut orientiert. Vielen lieben Dank!

    Antworten

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