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Transkript
Kommunikation jenseits von Sprache
Hallo, ich bin Dami Charf und hier ist Deine Mailserie für Therapeuten und Fachleute, die mit Menschen arbeiten, die traumatisiert sind. Das Thema heute ist Sprache und Körper.
Psychotherapie ist in ihren Ursprüngen dialogisch und oft auch sprachlich der Freudianische Zweig der Psychotherapie, auf den alle Gesprächstherapien zurückgehen. Der andere Zweig der Psychotherapie, die Körperpsychotherapie, von dem ich herkomme, geht auf Wilhelm Reich zurück. Dieser hat erkannt, dass der Körper viel über einen Menschen aussagt, dass er durch unsere Geschichte geprägt wird und durch diese sogar ein gewisses Aussehen bekommt.
Was sehr spannend ist, ist, dass der Körper einen Dialog mit uns als Therapeuten führt. Falls Du es noch nicht tust, möchte ich Dich gerne animieren, Dein Augenmerk auch auf das Geschehen unterhalb des Kopfes zu richten und zu schauen, was ein Körper ausstrahlt und welche Botschaft Du von ihm empfängst. Wenn wir nur auf sprachliche Inhalte achten, gehen uns ungefähr 80% der Inhalte verloren, weil diese aus Körpersprache bestehen. 15% ergibt die Tonalität, 5% der Inhalt. Wenn wir also nur auf Inhalte achten, geht uns das Beste verloren. Wir sollten stattdessen darauf achten, was jemand als ganze Person sagt und was unterhalb des Kopfes passiert.
Wenn wir ein erfülltes Leben haben wollen, brauchen wir unseren Körper als Ausdruck unserer Emotionen und all dessen, was wir tun. Wenn wir wirklich etwas fühlen wollen, müssen wir in diesem Körper wohnen, ihn bewohnen und beleben, uns mit dieser Körperlichkeit identifizieren. Die Geistigkeit ist wunderbar, um herumzuspinnen, aber wenn Du wirklich etwas umsetzen willst, Dein Können auf die Straße bringen möchtest, brauchst Du Deinen Körper. Wir verstehen oft nicht, dass wir ohne Körper einfach tot sind. Unser Kopf will das nicht einsehen, aber das macht es nicht weniger wahr.
Du möchtest Deine Klienten mehr in die Verkörperlichung bringen, denn die meisten traumatisierten Klienten haben nicht wirklich Zugang zu ihrem Körper. Dadurch haben sie auch den Zugang zu ihren Gefühlen verloren, zu Freude und Lebendigkeit. Im Gegenteil macht das den meisten sogar Angst. Unser Job als Therapeuten ist, sie auch auf dieser physiologischen Ebene zu spiegeln – was passiert im Körper, welche Botschaften übermittelt er, atmet unser Klient überhaupt noch, und wenn ja, wie – also all diese Dinge mehr und mehr zu beobachten und feinfühlig dafür zu werden, was dort passiert. Du kannst Dir sicher sein, dass, wenn Du ein für den Klienten stressiges Thema ansprichst, er sich wahrscheinlich im Sitz umordnet. Das ist der Fluchtimpuls und hierbei zeigt er sich ganz klassisch. Es ist gut, das zu spiegeln und zu sagen, ich habe gerade gesehen, Du schlägst die Beine von der einen Seite auf die andere, kann es sein, dass Dich das Thema nervös macht? Was nimmst Du dann wahr?
Wir möchten den Körper in kleinen Schritten miteinbeziehen, sodass die Klienten mehr und mehr wahrnehmen, was in ihnen passiert. Außerdem bekommen sie dadurch mehr Stabilität in ihrem Leben und mehr Zugang zu sich selbst. Woran Du am deutlichsten merkst, dass jemand völlig abgeschnitten von sich erzählt, ist, dass Du als Therapeut müde wirst. Du fängst an, in Gedanken abzuschweifen. Dann weißt Du, dass Dein Klient in einem dissoziativen Erzählen ist und gar nicht mit sich selbst und der Geschichte, die er oder sie erzählt, verbunden ist.
Wir brauchen den Körper, weil er all das Wissen hat, das wir kognitiv oft gar nicht haben. Ich weiß nicht, wie meine Mutter mit mir nach der Geburt umgegangen ist, aber mein Körper weiß es und er wird es auch immer wieder spiegeln und das im Umgang mit anderen und in Beziehungen zeigen. Diese Muster, die wir haben, sind alle verkörpert. Deswegen ist das ein Zugang, der viel zu lange in vielen Psychotherapieformen vernachlässigt worden ist. Inzwischen kommt die Bewegung langsam auch von vielen großen Namen und Wissenschaftlern, dass die impliziten Botschaften der Verkörperung mindestens genauso wichtig sind wie die expliziten, kognitiven. Schau einfach mal, was Du wahrnimmst, wenn Du Deine Klienten körperlich beobachtest, schau zu, wie Du vielleicht immer wieder gefesselt bist von dem, was sie sprechen, und deshalb vergisst, auf den Körper zu achten. Experimentiere damit, auch auf dieser Ebene zu spiegeln.
Das war es für heute, ich hoffe wieder, dass eine Anregung für Dich dabei war, und bis zum nächsten Mal. Tschüs, Dami.
