Wie kann ich mich selbst vor Sekundärtraumatisierungen schützen?

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Transkript

Wie kann ich mich selbst vor Trauma schützen?

Hallo, herzlich willkommen beim letzten Teil der Serie für Therapeuten und andere professionell Interessierte an der Arbeit mit traumatisierten Klienten. Ich bin Dami Charf und in diesem letzten Teil geht es schlicht und einfach um Dich.

Wenn wir als Therapeuten nicht präsent sind, dann nützen wir dem Klienten recht wenig. Das bedeutet, je besser wir reguliert sind und für uns selbst sorgen, desto mehr kann sich der Klient regulieren. Grundsätzlich kann man sagen, dass Deine Klienten nur den Zustand der Selbstregulation erreichen können, den Du selbst hast. Das mag hart klingen, ist aber so.

Wir als Kindern unserer Eltern können nur den Regulationszustand erreicht haben, den unsere Mütter oder engsten Bezugspersonen hatten. Das ist das Drama daran, dass sich diese Art von Koregulation so massiv auf unser Nervensystem ausgewirkt hat, dass wir, wenn wir eine Mutter hatten, die ständig nervös waren, uns als Baby nie beruhigen konnten. Um nicht ständig von der Energie der Mutter überwältigt zu sein, muss man sich als Baby in einer solchen Situation abschalten, weil man sich nicht anders beruhigen kann.

So ähnlich ist das im Therapieraum mit unseren Klienten. Wenn ich nicht mehr atme, kann ich mir ziemlich sicher sein, dass mein Gegenüber in immer mehr Spannung verfällt, weil sich das überträgt. Somit ist die Selbstfürsorge ein wichtiger Punkt, also, dass Du nur so viel arbeitest, wie für Dich gut ist, dass Du mit Menschen arbeitest, die Dir auch Freude machen, die Dich also nicht völlig stressen. Vielleicht gibt es dabei Kollegen, mit denen Du lieber arbeitest, und solche, mit denen Du das nicht so gerne tust. Du musst also auch an Deiner eigenen Selbstregulation immer wieder arbeiten und Deine Speicher auffüllen, um ein gutes Gegenüber sein zu können.

Joachim Bauer habe ich zu diesem Thema einmal befragt, und er hat gesagt, dass wir, wenn wir mit Trauma arbeiten, sehr gut auf uns aufpassen müssen und eigentlich so viele schöne Stunden am Tag verbringen sollten wie wir mit Trauma gearbeitet haben. Das bedeutet einfach gesagt: vier Stunden Therapie, vier Stunden tanzen.

Wir arbeiten mit einer besonderen Energie, die uns immer wieder packen kann, weil das Trauma Deines Gegenübers auch immer an Deinen eigenen Traumata andockt, was diese Arbeit sehr anstrengend macht. Räum also gut bei Dir auf und sieh zu, dass Du Quellen hast, an denen Du dich immer wieder auffüllen und regulieren kannst, und dass Du diese Regulation regelmäßig übst, um in einem guten, freundlichen Bereich zu sein. Dein Gegenüber wird das spüren, unsere Klienten lesen uns genauso wie wir sie, sie reden nur weniger darüber. Wenn Du sie einmal fragst, wirst Du erstaunt sein, was sie alles über Dich wissen.

Diese Form von Koregulation ist ein wichtiger Teil unserer Arbeit, der uns bewusst sein sollte, also achte darauf, dass Du Quellen hast, dass Du jemanden hast, den Du anrufen kannst oder auf dessen Schoß Du Dich notfalls setzen kannst und der Dich reguliert, dass Du also gut für Dich sorgst. Die Arbeit mit Trauma ist nicht ohne, und je nachdem, wer Dir gegenübersitzt, sind da Kräfte im Raum, die sehr anstrengend sind und einen immer wieder packen. Mach möglichst viel Urlaub und viele Pausen, wenn Du mit Trauma arbeitest, hab ein nettes Hobby, reguliere Dich gut und hab viele Skills, wie Du mit Dir umgehen kannst und wie Du mit Klienten umgehst.

Ich bin selbst großer Fan davon, dass es in der Psychotherapie um Haltung geht, dass wir nahbar werden als Therapeuten, denn gerade Menschen mit Entwicklungstrauma suchen verzweifelt nach einem realen Gegenüber, allerdings macht das die Arbeit auch anstrengender und wir müssen sehen, wie wir einen Ausgleich zwischen unserer Arbeit und uns selbst finden, damit wir uns in der Arbeit nicht verlieren. Was sehr wichtig ist, ist, Dich immer wieder zurückzulehnen, zu atmen und darauf zu schauen, dass Dein Leben nicht davon abhängt, wie es Deinen Klienten geht. Mach Deine Tagesfreude nicht davon abhängig, ob Du gut gearbeitet oder Deine Klienten glücklich gemacht hast. Das ist viel zu viel, und auch viel zu viel Last auf dem Klienten. Du machst Deine Arbeit so gut Du kannst, mit Herz und Liebe, gleichzeitig gibt es aber eine Grenze zwischen Dir und den anderen. Dein Leben ist nicht von ihnen abhängig. Damit befreist Du Deine Klienten auch davon, für Dich zu sorgen, weil viele aus Familien kommen, in denen sie für ihre Eltern gesorgt haben, und das machen sie auch ganz schnell mit uns wieder. Sie sehen, wenn wir schlechte Tage haben, sie sehen, welche Themen uns genehm sind, also schonen sie uns.

Das sind unsere Fallstricke, über die ich zum Schluss noch einmal etwas sagen wollte. Falls Du noch mehr Begleitung von mir haben möchtest, würde ich mich freuen, Dich entweder bei der Ausbildung wiederzutreffen oder in meinem Onlinekurs für Therapeuten, das ist ein großer Kurs mit sehr vielen Themen, den ich per Webinar live begleite. Vielleicht ist das etwas für Dich und wir sehen uns dort wieder. Erst einmal wünsche ich Dir alles Gute und weiter viel Freude mit Deiner Arbeit. Vielleicht bis dahin, tschüs, Dami.

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